In der Pflegebranche reden wir schon lange über Digitalisierung – doch wenn es um die Abrechnung geht, sind wir leider noch weit von einer vollständigen Umsetzung entfernt. In meiner täglichen Arbeit sehe ich immer wieder, wie sehr wir in diesem Bereich hinterherhinken. Obwohl die technischen Möglichkeiten längst vorhanden sind, wird die Abrechnung nur teilweise digital abgewickelt. Das ist nicht nur ineffizient, sondern frustriert auch alle Beteiligten.
Wo hakt es bei der Digitalisierung?
Die Ressourcen, um die Abrechnung vollständig zu digitalisieren, sind aufseiten der Pflegedienste längst vorhanden. Das Problem liegt vielmehr bei den Kostenträgern. Es fehlt an einheitlichen Standards, die eine komplette Umstellung auf digitale Prozesse ermöglichen würden. Aktuell müssen wir oft doppelt arbeiten: erst digital, dann noch einmal auf Papier. Das ist nicht nur zeitraubend, sondern kostet uns auch unnötig viele Ressourcen.
Warum das so ist? Die Kassen schaffen es schlicht nicht, diese Standards zu setzen. Dabei wäre das Einsparpotenzial für beide Seiten enorm. Pflegedienste könnten ihre zeitlichen Ressourcen effektiver nutzen, und die Kassen würden weniger Personal benötigen, um Papierdokumente zu bearbeiten. Doch solange die Rahmenbedingungen nicht stimmen, bleibt uns nichts anderes übrig, als weiterhin Papierdokumente hin- und herzuschicken.
Warum bewegt sich nichts?
Ein großes Problem ist, dass es immer wieder Aufschübe gibt. Die Einführung von Landesbeschäftigungsnummern für Pflegekräfte, die eine Voraussetzung für die digitalisierte Abrechnung sind, wurde jahrelang verschoben. Sowohl die Kassen als auch die Pflegedienste waren nicht bereit, diese Schritte rechtzeitig umzusetzen. Dadurch entsteht kein echter Druck, und die Digitalisierung wird immer wieder hinausgezögert.
Ein weiterer Punkt ist die Angst vor Veränderung. Manche Dienste scheuen den Aufwand, ihre Abläufe umzustellen. Dazu kommt, dass die Interessenverbände, die eigentlich Druck machen sollten, oft zu passiv sind. Statt sich für eine zügige Digitalisierung einzusetzen, sorgen sie eher dafür, dass Fristen erneut aufgeschoben werden. Das ist frustrierend, weil wir so in einer Art Komfortzone verharren, die letztlich niemandem wirklich weiterhilft.
Wer profitiert vom Status quo?
Es liegt nahe zu vermuten, dass eine vollständig digitalisierte Abrechnung nicht unbedingt im Interesse aller Beteiligten ist. Ein möglicher Grund könnte die Liquiditätsthematik sein: Wenn Abrechnungsprozesse schneller ablaufen, müssten Kostenträgern ihre Zahlungsziele verkürzen. Dies könnte erklären, warum es wenig Anreiz gibt, den Prozess zu beschleunigen. Doch diese Verzögerungen führen letztlich zu mehr Ineffizienzen aufseiten der Pflegedienste – einer Branche, die dringend mehr Effizienz benötigt, um den wachsenden Pflegebedarf der kommenden Jahrzehnte decken zu können.
Dieses Problem muss dringend klar und deutlich der Politik kommuniziert werden, um eine nachhaltige Lösung zu finden. Denn nur durch effizientere Prozesse können wir sicherstellen, dass die Pflegebranche den zukünftigen Herausforderungen gewachsen ist.
Was muss sich ändern?
Es ist klar, dass die Digitalisierung der Abrechnung nicht von heute auf morgen passieren wird. Aber ohne klare Deadlines und politischen Willen wird sich auch in den nächsten Jahren wenig tun. Am Ende muss auf politischer Ebene entschieden werden, wann die vollständige Digitalisierung Pflicht wird. Solange das nicht passiert, bleiben wir in dieser endlosen Warteschleife gefangen.
Die Interessenverbände müssten viel stärker Druck ausüben und eng mit der Politik zusammenarbeiten, um die Digitalisierung endlich voranzutreiben. Es reicht nicht, die Probleme immer wieder aufzuschieben. Wir brauchen klare Vorgaben und den Willen, diese auch umzusetzen. Sonst werden wir auch in fünf Jahren noch Papierdokumente verschicken und uns über die ineffizienten Prozesse ärgern.
Fazit
Die Digitalisierung der Abrechnung ist eine notwendige Entwicklung, die uns allen das Leben leichter machen würde – Pflegediensten und Kostenträgern gleichermaßen. Doch solange es keine klaren Vorgaben und einheitlichen Standards gibt, werden wir weiterhin doppelt arbeiten müssen. Es ist an der Zeit, dass alle Beteiligten endlich Ernst machen und die Digitalisierung nicht nur als Zukunftsvision, sondern als reale Notwendigkeit begreifen.
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