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AutorenbildKai Schröder

Akademisierung in der Pflege: Chancen und ungenutztes Potenzial


Gesundheits- und Krankenpflegerin vom ambulanten Pflegedienst halpy grinst freundlich und kompetent.


Die Pflegebranche befindet sich in einem Wandel und als Prokurist bei halpy beschäftige ich mich intensiv mit den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen. Ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt, ist die Akademisierung der Pflege. Dieser Ansatz bietet nicht nur zahlreiche Chancen, sondern hat auch das Potenzial, die Pflegequalität nachhaltig zu verbessern. Doch leider bleibt vieles von diesem Potenzial bisher ungenutzt.



Was bedeutet Akademisierung in der Pflege?

Unter Akademisierung versteht man in der Pflege die Einführung und Etablierung von Studiengängen, die über die klassische Pflegeausbildung hinausgehen. Diese Studiengänge vermitteln vertieftes Wissen in Pflegewissenschaften, Pflegemanagement und spezialisierten Fachbereichen wie der psychiatrischen Pflege. In Deutschland gibt es bereits etablierte Programme, wie zum Beispiel an der Universität zu Lübeck. Hier können Pflegefachkräfte parallel zur Ausbildung einen Bachelor-Abschluss erwerben und sich später in einem Masterprogramm weiterqualifizieren, etwa im Bereich "Advanced Nursing Practice".


Als ich in meiner Funktion bei halpy mit Pflegekräften und Kollegen darüber spreche, wird klar: Die Akademisierung eröffnet uns die Möglichkeit, Pflege auf ein neues Niveau zu heben. Pflegekräfte, die neben ihrer praktischen Ausbildung auch ein Studium absolviert haben, sind in der Lage, fundierte Entscheidungen zu treffen und Pflegeprozesse kritisch zu hinterfragen.



Die Chancen der Akademisierung: Qualität und Effizienz

Eine der größten Chancen, die ich in der Akademisierung sehe, liegt in der Verbesserung der Pflegequalität. Wissenschaftlich fundierte Pflegestandards, die von akademisch ausgebildeten Pflegekräften entwickelt und implementiert werden, können die Versorgungsqualität maßgeblich erhöhen. Eine vom Bundesministerium für Gesundheit beauftragte Studie hat gezeigt, dass die Einführung solcher Standards in Krankenhäusern zu besseren Patientenergebnissen führt. Das ist ein Bereich, in dem wir als Branche dringend aufholen müssen.


Ein weiteres großes Potenzial sehe ich in der Effizienzsteigerung durch Digitalisierung. Akademisch geschulte Pflegekräfte können eine Schlüsselrolle bei der Einführung und Implementierung digitaler Tools übernehmen. Eine Studie des Zentrums für Sozialpolitik der Universität Bremen hat ergeben, dass durch die Digitalisierung bis zu 20 % der Arbeitszeit eingespart werden könnten. In einer Zeit, in der der Fachkräftemangel immer drängender wird, sind solche Effizienzgewinne von unschätzbarem Wert.



Hürden auf dem Weg zur Umsetzung

Trotz der offensichtlichen Vorteile der Akademisierung sehe ich in meiner täglichen Arbeit auch die Hürden, die uns daran hindern, dieses Potenzial voll auszuschöpfen. Viele Pflegeeinrichtungen haben es bisher versäumt, entsprechende Stellen zu schaffen, in denen akademisch ausgebildete Pflegekräfte ihre Fähigkeiten voll einsetzen können. Das führt oft dazu, dass diese hochqualifizierten Fachkräfte in regulären Pflegepositionen arbeiten, ohne ihre erweiterten Kompetenzen nutzen zu können.


Ein weiterer Knackpunkt ist die monetäre Anerkennung. Es gibt keine einheitlichen Regelungen, wie akademisch ausgebildete Pflegekräfte vergütet werden sollen. Häufig werden sie nach Tarifen bezahlt, die ihrer Qualifikation nicht gerecht werden. Dies führt zu Frustration und nicht selten dazu, dass diese Pflegekräfte die Branche verlassen, weil sie keine passenden Arbeitsbedingungen finden. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hat in einer Untersuchung gezeigt, dass viele akademisch ausgebildete Pflegekräfte das Gefühl haben, ihre Fähigkeiten nicht angemessen nutzen zu können.



Was bedeutet das für uns bei halpy?

Bei halpy arbeiten wir daran, diese Herausforderungen zu meistern. Eine Möglichkeit, die wir sehen, ist die Schaffung von überregionalen Qualitätsstellen. Hier könnten akademisch ausgebildete Pflegekräfte ihre wissenschaftlichen und praktischen Kenntnisse einsetzen, um Pflegeprozesse zu analysieren und zu verbessern. Diese Stellen würden nicht nur dazu beitragen, unsere internen Qualitätsstandards zu heben, sondern auch eine Vorbildfunktion für andere Pflegeeinrichtungen übernehmen.


Mir ist bewusst, dass dies nur ein erster Schritt sein kann. Wir müssen weiterhin daran arbeiten, mehr solche Stellen zu schaffen und die Qualifikationen dieser Fachkräfte auch monetär angemessen zu honorieren. Nur so können wir sicherstellen, dass die Akademisierung der Pflege nicht nur ein theoretisches Konzept bleibt, sondern in der Praxis tatsächlich Mehrwert schafft.



Fazit

Die Akademisierung der Pflege bietet enorme Chancen, um die Pflegequalität zu verbessern und die Effizienz in der Pflege zu steigern. Bei halpy sind wir bereit, diesen Weg zu gehen und die notwendigen Schritte zu unternehmen, um das volle Potenzial dieser Entwicklung auszuschöpfen. Es liegt an uns, die Voraussetzungen zu schaffen, damit akademisch ausgebildete Pflegekräfte ihre Fähigkeiten zum Wohle unserer Klienten und der gesamten Pflegebranche einsetzen können.

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