
In einer Branche, die zunehmend unter dem Druck von Fachkräftemangel und steigender Nachfrage steht, hat das Deutsche Innovationsinstitut für Nachhaltigkeit und Digitalisierung (diind) zusammen mit der myneva Group die „Pflege Trendstudie 2024“ veröffentlicht. Diese umfassende Studie beleuchtet die aktuellen Herausforderungen und beleuchtet die Erwartungen und Bedürfnisse von Pflegekräften in Deutschland, insbesondere im Hinblick auf den Einsatz digitaler Technologien.
Pflege am Scheideweg: Die Notwendigkeit für digitale Transformation
Mit knapp 1,7 Millionen Beschäftigten im Pflegebereich und etwa fünf Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland wächst die Bedeutung des Sektors kontinuierlich. Doch die Ressourcen bleiben knapp, weshalb innovative und wirtschaftlich tragfähige Lösungen unerlässlich sind, um den Fachkräftemangel und die steigenden Anforderungen zu bewältigen.
Motivation und Belastung der Pflegekräfte: Die Trendstudie verdeutlicht, dass der Wunsch, Menschen zu helfen und den Kontakt zu Klient zu pflegen, die wichtigste Motivation für die Beschäftigten darstellt. Über die Hälfte der befragten Pflegekräfte gibt an, dass das Miteinander mit Klient und das Gefühl, einen sinnvollen Beitrag zu leisten, ihre zentrale Antriebskraft ist. Dennoch denkt ein erheblicher Teil der Pflegekräfte, besonders unter den jüngeren Generationen, über einen Wechsel nach. Laut der Studie sind die hohe Arbeitsbelastung und fehlende Zeit für individuelle Betreuung zentrale Gründe für diese Überlegungen.
Arbeitsbedingungen: Mehr Zeit für Klient durch Entlastung
Ein wesentliches Anliegen der Pflegekräfte ist die Reduzierung administrativer Aufgaben. Fast 60 Prozent der Befragten wünschen sich eine Vereinfachung der Dokumentation, um mehr Zeit für die eigentliche Pflegearbeit zu haben. Viele Beschäftigte im Pflegebereich geben zudem an, dass sie von flexiblen Arbeitszeitmodellen profitieren und digitale Unterstützungstools im Arbeitsalltag einsetzen möchten.
Ausbildung und Praxis: Positiv bewertet wird die praxisnahe Ausbildung, die den Pflegekräften laut der Studie eine solide Grundlage gibt. Mehr als drei Viertel der Befragten fühlen sich durch ihre Ausbildung gut für die beruflichen Herausforderungen vorbereitet.
Digitalisierung und Künstliche Intelligenz: Möglichkeiten und Hindernisse
Die Studie zeigt, dass der Digitalisierungsgrad im Pflegebereich als gering eingeschätzt wird. Über 70 Prozent der Befragten geben an, dass die Digitalisierung in ihrem Arbeitsumfeld nicht ausreichend umgesetzt ist. Dennoch herrscht überwiegend eine positive Einstellung gegenüber digitalen Technologien, die die Arbeitsbelastung der Pflegekräfte reduzieren könnten. Insbesondere mobile Endgeräte, die das Arbeiten vor Ort bei Klient ermöglichen, sowie Spracherkennungstools und KI-gestützte Übersetzungen für den Einsatz in multikulturellen Teams stehen auf der Wunschliste.
Ein weiteres zentrales Element ist die flächendeckende Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA), die eine Vereinfachung der Dokumentation und die digitale Übertragung von Daten ermöglicht. So könnten Pflegekräfte schneller und flexibler auf Klient zugreifen und durch Automatisierung Routineaufgaben effizienter erledigen.
Hindernisse für die digitale Transformation
Obwohl die Pflegekräfte den digitalen Wandel überwiegend befürworten, gibt es Herausforderungen, die den Fortschritt verzögern. Technische Probleme, geringe Investitionen und Widerstände innerhalb der Belegschaft werden als wesentliche Barrieren genannt. Ein bedeutender Teil der Befragten sieht den Einsatz von KI-gestützten Tools als hilfreiches Mittel, um Routineaufgaben zu erleichtern. So könnten etwa die Dokumentation und andere zeitintensive Verwaltungstätigkeiten von KI übernommen werden. Hier wird jedoch auch das Potenzial von KI nicht immer voll erkannt, insbesondere wenn es um entlastende Maßnahmen für die Pflegekräfte geht.
Zukunftsperspektiven: Digitalisierung als Schlüssel zu besseren Arbeitsbedingungen
Die Pflegekräfte fordern für die Zukunft eine nachhaltige und branchenweit einheitliche Finanzierungsstruktur sowie den Abbau überbordender Bürokratie. Durch die digitale Transformation, die anstehende Einführung der elektronischen Patientenakte und eine stärkere Unterstützung durch Künstliche Intelligenz könnten diese Ziele erreicht werden. Eine der größten Herausforderungen liegt jedoch darin, geeignete finanzielle Mittel für die notwendige Infrastruktur und für Schulungen bereitzustellen. Führungskräfte in der Pflege sollten zudem daran arbeiten, eine offene Haltung gegenüber neuen Technologien zu fördern und die digitalen Kompetenzen im Team zu stärken.
Fazit
Die „Pflege Trendstudie 2024“ zeigt auf, dass der Pflegebereich für digitale Lösungen offen ist, die den Arbeitsalltag entlasten und den Pflegekräften mehr Zeit für ihre Klient geben können. Dies könnte zur Linderung des Fachkräftemangels beitragen, indem die Pflegeberufe attraktiver gestaltet und administrative Belastungen durch digitale Werkzeuge gesenkt werden. Quellen: Deutsches Innovationsinstitut für Nachhaltigkeit und Digitalisierung (diind), & myneva Group GmbH. (2024). Pflege Trendstudie 2024.